Else Lasker-Schüler – Der Prinz von Theben
Gottfried Benn nannte sie „die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte“. Else Lasker-Schüler (1869-1945) aber war mehr als das. Ihre individualistische Künstlerpersönlichkeit und der schicksalhafte Lebensweg legen bis heute Zeugnis für gesellschaftliche und politische Entwicklungen ab und verleihen ihr eine beeindruckende Aktualität.
Else Lasker-Schüler war eine unbequeme Künstlerin, die unermüdlich gegen den Strom bürgerlicher Konventionen gelebt und geschrieben hat. Die alleinerziehende Mutter und vielfach ausgegrenzte Künstlerin in schwierigsten Lebensverhältnissen rang stets um Anerkennung und soziale Gleichberechtigung als Frau. Entgegen gängiger Geschlechterkonventionen bewegte sie sich im Alltag in phantastischen Phantasiekostümen und trat in ihrer Dichtung und auf den literarischen Bühnen als orientalischer „Jussuf Prinz von Theben“ auf. Als Jüdin im Dritten Reich litt sie unter der Diffamierung ihrer Kunst und den Repressalien des Nazi-Regimes. Im Rahmen der „Bücherverbrennung“ wurden ihre Schriften in Wuppertal am 1. April 1933 ins Feuer geworfen.
Zum Tod von Else Lasker-Schüler 1945 in Jerusalem erschienen nur wenige Nachrufe - und diese fast ausschließlich in englischer Sprache. In ihrer Heimat Deutschland waren noch immer die Nationalsozialisten an der Macht. Vor ihnen war die Dichterin 1933 in die Schweiz geflohen, wo sie jedoch eine unwillkommene Immigrantin blieb und deren Behörden 1939 ihre Rückkehr von einer Palästinareise nach Europa verhinderten.
Unsere Sammlung Else Lasker-Schüler belegt in Kunstwerken, Fotos, Filmen, Handschriften und Dokumenten eindrucksvoll Leben, Werk und Rezeptionsgeschichte dieser klugen, politisch wachen Avantgardistin. Eingebettet in ihren historischen Kontext kann die Künstlerin nicht nur als Zeitzeugin und Akteurin bedeutender kultureller Bewegungen, sondern zugleich auch als Schlüsselfigur für Themen der jüngeren deutschen Geschichte und des interkulturellen Dialogs gelesen werden.