Der Künstler
Der Bildhauer, Zeichner und Schriftsteller Ernst Barlach gehört zu den berühmtesten Künstlern des deutschen Expressionismus. Der rasante Fortschritt und die politischen Veränderungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bedeuteten eine atemlose Anpassung an immer neue Lebensverhältnisse. Zwar versprachen die bahnbrechenden wissenschaftlichen und technischen Erfindungen Erleichterung und Wohlstand, zugleich aber verloren die alten Wertesysteme wie Religion, Wertschätzung der Natur und Familie ihren verbindlichen Charakter. In dieser Zeit des großen Umbruchs begegnet Ernst Barlach der als kalt und rational empfundenen Wirklichkeit mit einfachen und unverstellten Bildern vom Menschen.
Die Erfahrung des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918), der im Zentrum Europas entstanden war und weltweit 12 Millionen Opfer forderte, zeigte deutlich, wie gefährlich nah Zukunftstraum und Untergang der Menschheit beieinander liegen. Das Trauma dieses ersten, mit technischer Waffengewalt geführten Krieges veranlasste Barlach zu zahlreichen Bildwerken der Trauer und Not, vor allem aber zu den weltberühmten Friedensmalen in Güstrow, Hamburg, Kiel und Magdeburg.
Die Schwachen und Zweifelnden, die Bettler und Antihelden, die Mütter und Schutzsuchenden Ernst Barlachs passten nicht in die Kulturideologie der Nationalsozialisten. Ab 1933 wurden die großen öffentlichen Ehrenmale Barlachs abgebaut oder zerstört, hunderte seiner Arbeiten aus öffentlichen Museen und Galerien beschlagnahmt und der Künstler als „entartet“ disqualifiziert.
Bis heute ist sein Werk aktuell. Als aufmerksamer Beobachter antizipierte Barlach die Folgen der entfesselten Modernisierung sowohl in ihrem sozialen als auch ökologischen Ungleichgewicht.